Sono-Synthese von Nano-Hydroxylapatit
Hydroxylapatit (HA oder HAp) ist häufig verwendete bioaktive Keramik, die sich aufgrund ihrer knochen-ähnlichen Struktur für medizinische Zwecke eignet. Die ultraschall-gestützte Synthese (Sono-Synthese) von Hydroxyapatit ist eine effektive Methode, um qualitativ hochwertiges, nanostrukturiertes HAp zu produzieren. Der sonochemische Syntheseweg erlaubt es, nano-kristallines HAp sowie modifizierte HAp-Partikel zu produzieren, z.B. Core-Shell-Nanosphären und Komposite.
Hydroxylapatit: Ein vielseitiges Mineral
In der Medizin gilt nanostrukturiertes poröses HAp als interessantes Material für künstliche Knochen. Aufgrund seiner guten Biokompatibilität mit Knochenmaterial und aufgrund seiner ähnlichen chemischen Zusammensetzung findet poröse HAp Keramik zahlreiche Anwendungen im biomedizinischen Bereich, z.B. für die Regeneration von Knochengewebe,die Zellproliferation und den Drug-Delivery.
"In der Knochengewebezüchtung (Bone Tissue Engineering) wird es als Füllmaterial und Knochenaufbaumaterial bei Knochendefekten, Knochentransplantationen und Revisionsprothesen-Operationen eingesetzt. Die große Partikeloberfläche führt zu einer hervorragenden Osteokonduktivität, Resorbierbarkeit, so dass das Knochengewebe schnell zusammenwächst." [Soypan et al. 2007] Daher werden bereits die meisten modernen Implantate mit Hydroxylapatit beschichtet.
Eine weitere vielversprechende Anwendung von mikrokristallinem Hydroxylapatit ist seine Verwendung als „Knochen aufbauendes“ Nahrungsergänzungsmittel mit einer deutlich besseren Absorption im Vergleich zu Kalzium.
Neben seiner Verwendung als Reparatur- und Aufbaumaterial für Knochen und Zähne wird HAp u.a. auch für Katalyseprozesse, in der Düngemittelproduktion, als Verbundstoff in pharmazeutischen Produkten, in der Protein-Chromatographie und Wasseraufbereitungsprozessen eingesetzt.
Hochleistung-Ultraschall: Effekte und Wirkung
Wenn diese extremen Kräfte, die während der Implosion der Kavitationsblasen generiert werden, sich im beschallten Medium ausbreiten, werden Partikel und Tröpfchen beeinflusst – Tropfen und Partikel werden beschleunigt und prallen auseinander. Durch die interpartikuläre Kollision werden Tröpfen zerrissen und Partikel zerschlagen. Dadurch werden Effekte wie die Vermahlung, Dispergierung, Desagglomeration und Emulgierung erreicht. Partikel und Tropfen können durch die Beschallung effektiv auf submikron - und nano-skalige Größen reduziert werden.
Neben den mechanischen Effekten können durch eine intensive Beschallung (Sonorisierung) freie Radikale erzeugt, Moleküle geschert und Partikeloberflächen aktiviert werden. Der Einfluss von Hochleistungsultraschll auf chemische Systeme wird als Sonochemie bezeichnet.
Sono-Synthese
Mit einer Ultraschall-Behandlung von Flüssigkeiten bzw. Slurries können sehr feine Partikel mit sehr gleichmäßiger Verteilung erzeugt werden, so dass während Fällungsreaktionen eine hohe Dichte an Kristallisationskeimen entsteht.
Hydroxylapatit-Partikel, die mit Ultraschall synthetisiert wurden, zeigen eine geringere Agglomeration. Die geringere Tendenz zur Agglomeration von ultraschall-synthetisierten HAp bestätigt Poinern et al. (2009) in seinen Analysen, z.B. FESEM (Field Emission Scanning Electron Microscopy).
Ultraschall unterstützt und fördert die chemische Reaktion durch die Ultraschallkavitation und ihre physikalischen Effekte, welche die Partikelmorphologie direkt während der Wachstumsphase beeinflussen. Die wesentlichen Vorteile der Ultraschall-Synthese liegen in der Herstellung einer sehr feinen Reaktionslösung, wodurch
- die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht wird,
- die Verarbeitungszeit reduziert wird
- und die Energieeffizienz gesteigert wird.
Poinern et al. (2011) hat einen nasschemischen Syntheseweg entwickelt, bei dem Calciumnitrat-Tetrahydrat (Ca[NO3]2 · 4H2O) und Kaliumdihydrogenphosphat (KH2PO4) als Hauptedukte verwendet werden. Um den pH-Wert während der Synthese zu kontrollieren, wurde Ammoniumhydroxid (NH4OH) hinzugefügt.
Ponnern et al. (2011) verwendete in seiner Studie den Ultraschallprozessor UP50H (50 W, 30 kHz, MS7-Sonotrode mit einem Durchmesser von 7mm) von Hielscher Ultrasonics.
Schritte der Nano-Hydroxylapatit-Synthese:
40mL einer Lösung aus 0,32M Ca(NO3)2 · 4H2O wurden in einem kleinen Becherglas vorbereitet. Der pH-Wert der Lösung wurde mit ca. 2,5ml NH 4OH auf pH9,0 korrigiert. Die Lösung wurde mit dem Ultraschallstabgerät UP50H bei 100 % Amplitudeneinstellung für 1 Stunde beschallt.
Nachdem die einstündige Beschallung abgeschlossen war, wurde in der zweiten, ebenfalls einstündigen Beschallungsphase 60ml der 0,19M [KH2PO4]-Lösung tropfenweise der Ausgangslösung hinzugefügt. Während des Mischprozesses wurde der pH-Wert überprüft und konstant bei pH9 gehalten, während das Ca/P-Verhältnis bei 1,67 gehalten wurde. Die Lösung wurde anschließend zentrifugiert (~ 2000 g), wodurch ein weißer Niederschlag gewonnen wurde, der für eine Wärmebehandlung in mehrere Proben portioniert wurde.
Die Beschallung mit Hochleistungs-Ultraschall während des Synthese-Verfahrens vor der thermischen Behandlung zeigt deutliche Effekte auf die Entstehung der Vorläufer der ersten Nano-Hydroxylapatit-Partikel. Dies ist der Partikelgröße geschuldet, welche in Zusammenhang mit der Keimbildung und dem Wachstumsmuster des Materials steht, welche wiederum mit dem Übersättigungsgrad der Lösung zusammenhängt.
Darüber hinaus können die Korngröße und die Morphologie direkt während der Synthese beeinflusst werden. Die eingetragene Ultraschall-Leistung zwischen 0 bis 50W zeigte, dass es möglich war, die Korngröße vor der thermischen Behandlung zu verringern.
Der zunehmende Eintrag an Ultraschall-Leistung lässt darauf schließen, dass bei höherer Beschallungsintensität mehr Kavitationsblasen erzeugt wurden. Dies wiederum führte zu einer vermehrten Keimbildung, wodurch die Partikel, die sich an diesen Keimpunkten bilden, kleiner sind. Zudem ist zu beobachten, dass Partikel, die länger beschallt wurden, weniger agglomerieren. Nachfolgende FESEM-Daten bestätigen, dass die Partikel weniger agglomerieren, wenn während des Syntheseprozesses Ultraschall eingesetzt wird.
Pointern et al. (2011) gelang es mittels ultraschall-gestützter nasschemischer Fällungsreaktion Nano-HAp-Partikel im Nanometerbereich und mit sphärischer Morphologie herzustellen. Die Studie ergab, dass die kristalline Struktur und Morphologie des produzierten Nano-HAP-Pulvers abhängig von der Beschallungsintensität und der anschließend verwendeten Wärmebehandlung war. Es ist offensichtlich, dass Ultraschall die Synthese positiv beeinflusst, so dass ultrafeines Nano-HAp-Pulver ausgefällt wurde.
- wichtigstes anorganisches Kalziumphosphat-Mineral
- hohe Biokompatibilität
- langsame Abbaubarkeit
- Osteokonduktivität
- nicht toxisch
- nicht immunogen
- mit Polymeren und/oder Glas kombinierbar
- gute Absorptionsstruktur-Matrix für andere Moleküle
- ausgezeichnetes Knochenersatzmaterial
HAp-Synthese via sonochemisches Sol-Gel-Verfahren
Ultraschall-gestützter Sol-Gel-Weg für die Synthese von nanostrukturierten HAp-Partikeln:
Material:
– Edukte: Kalziumnitrat Ca(NO3)2, Di-Ammoniumhydrogenphosphat (NH4)2HPO4Natriumhydroxyd NaOH;
– 25ml Reagenzglas
- Lösen Sie Ca(NO3)2 und (NH4)2HPO4 in destilliertem Wasser (molares Verhältnis Kalzium : Phosphor = 1,67)
- Fügen Sie der Lösung etwas NaOH hinzu, um pH-Wert bei ca. pH 10 zu halten.
- Beschallen Sie die Lösung mit dem Ultraschallstabschwinger UP100H (Sonotrode MS10, Amplitude 100 %)
- Die hydrothermale Synthese wurde bei 150°C für 24h in einem Ofen durchgeführt.
- Nach der Reaktion wurde das kristalline HAp mit einer Zentrifuge abgetrennt und mit entionisiertem Wasser gewaschen.
- Das gewonnene HAp-Nanopulver wurde mittels Mikroskopie (SEM, TEM) und/oder Spektroskopie (FT-IR) analysiert. Die synthetisierten HAp-Nanopartikel zeigten eine hohe Kristallinität. Je nach Beschallungsintensität und -dauer konnte eine unterschiedliche Morphologie beobachtet werden. Eine längere Beschallungsdauer erzeugte einheitliche HAp-Nanorods mit einem hohen Aspektverhältnis und ultra-hoher Kristallinität. [vgl. Manafi et al. 2008]
Modifiziertes Hydroxylapatit
Durch seine Sprödigkeit ist die Anwendung reinen Hydroxylapatits nur beschränkt möglich. In der Materialforschung wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, um HAp mit Polymeren zu modifizieren, da natürliches Knochenmaterial vor allem aus nadelförmigen Nano-Hydroxylapatitkristallen zusammensetzt (ca. 65wt % des Knochens). Durch die ultraschall-gestützte Modifikation von Hydroxylapatit und die Synthese von Kompositen mit verbesserten Materialeigenschaften öffnen sich vielfältige neue Möglichkeiten (s. Beispiele unten).
Beispiele aus der Praxis:
Synthese von Nano-HAp
Synthese von Gelantine-Hydroxylapatit (Gel-HAp)
Die gesamte Lösung wurde 1 Stunde lang beschallt. Der pH-Wert wurde überprüft und stets auf pH 9 gehalten, und das Ca/P-Verhältnis wurde auf 1,67 eingestellt. Der weiße Niederschlag wurde durch Zentrifugieren abfiltriert, wobei eine dicke Aufschlämmung entstand. Verschiedene Proben wurden in einem Rohrofen 2 Stunden lang bei Temperaturen von 100, 200, 300 und 400°C wärmebehandelt. Dadurch wurde ein Gel-HAp-Pulver in Granulatform erhalten, das zu einem feinen Pulver gemahlen und mittels XRD, FE-SEM und FT-IR charakterisiert wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass die milde Ultraschallbehandlung und das Vorhandensein von Gelatine während der Wachstumsphase des HAp eine geringere Adhäsion bewirken, was zu einer kleineren und gleichmäßigen Kugelform der Gel-HAp-Nanopartikel führt. Die milde Beschallung unterstützt die Synthese von Gel-HAp-Partikeln in Nanogröße aufgrund von Ultraschall-Homogenisierungseffekten. Die Amid- und Carbonylspezies aus der Gelatine lagern sich anschließend während der Wachstumsphase durch sonochemisch unterstützte Wechselwirkungen an die HAp-Nanopartikel an.
[Brundavanam et al. 2011]
Abscheiden von HAp auf Titanplättchen
Silber-beschichtetes HAp
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Literatur
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