Ultraschall-gestütztes enzymatisches Plastik-Recycling
Polyethylenterephthalat (PET) ist eine riesige Abfallquelle, die hauptsächlich durch Wasser- und Getränkeflaschen entsteht. Bis vor kurzem führte das Recycling von PET zu minderwertigen Kunststoffen. Ein neues mutiertes Enzym verspricht die Zersetzung von PET zu reinen Rohstoffen, welche für die Herstellung neuer hochwertiger Kunststoffe verwendet werden kann. Mittels Ultraschall aktivierte Enzyme zeigen eine höhere Effizienz, beschleunigen das enzymatische Recycling von Kunststoffen und erhöhen dadurch die Prozesskapazitäten.
Ultraschall im enzymatischen Kunststoffrecycling
Hochintensiver, niederfrequenter Ultraschall ist bekannt für seine Wirkung auf enzymatische Reaktionen. Die Beschallung kann sowohl zur Aktivierung als auch zur Inaktivierung von Enzymen eingesetzt werden. Eine kontrollierte Beschallung bei niedrigen bis mittleren Amplituden aktiviert Enzyme und fördert den Stoffaustausch zwischen Enzymen und Substrat, was zu einer erhöhten katalytischen Aktivität der Enzyme führt.
Die Behandlung mit Ultraschall verändert Enzymeigenschaften und fördert dadurch die Enzymaktivität. Die ultraschall-gestützte Substratvorbehandlung beschleunigt enzymatische Reaktionen.
Das Mischen und Dispergieren mittels Ultrascahall förderte den Stoffaustausch zwischen Enzymen und Kunststoffsubstrat, so dass das Enzym in die Schmelze des hochkristallinen PET eindringen und dieses zersetzen kann. Als energieeffiziente und einfach zu bedienende Technologie hilft die Beschallung, PET kostengünstig und umweltfreundlich zu recyceln.
Ultraschalldispersion von Enzymen und Substraten
Mittels Ultraschall erzeugte Scherkräfte und Mikroturbulenzen sind für ihre hohe Dispergiereffizienz bekannt. Die ultraschall-gestütze Dispergierung von Enzymaggregaten sowie von Substratagglomeraten verbessert die enzymatisch-katalytische Aktivität, da das Aufbrechen der molekularen Aggregaten und Agglomeraten die aktive Oberfläche zwischen Enzymen und Substrat für die Reaktion vergrößert.
Ultraschall-aktiviertes Cutinase-Enzym
Die ultraschall-gestützte Aktivierung des Enzyms cutinase Thc_Cut1 zeigt gute Resultate im Hinblick auf seine PET-Hydrolyseaktivität. Der ultraschall-aktivierte enzymatische Abbau von PET führte zu einer 6,6-fachen Erhöhung der freigesetzten Abbauprodukte im Vergleich zu unbehandeltem PET. Ein Anstieg des kristallinen Anteils (28%) in PET-Pulver und -Film führte zu geringeren Hydrolyseausbeuten, was mit der geringeren Oberflächenverfügbarkeit zusammenhängen könnte. (vgl. Nikolaivits et al. 2018)
- erhöhte Enzymaktivität
- beschleunigte Enzymreaktionen
- vollständigere Reaktionen
Über das enzymatische Kunststoffrecycling
Das Hydrolyseenzym "leaf-branch compost cutinase" (LLC) kommt in der Natur vor und zerschneidet die Bindungen zwischen den beiden Bausteinen, aus denen Polyethylenterephthalat (PET) besteht - Terephthalat und Ethylenglykol. Die Gesamtwirkungsgrad des Enzyms und seine Wärmeempfindlichkeit sind jedoch reaktionslimitierende Faktoren, welche die Prozesseffizienz deutlich reduzieren. Das "leaf-branch compost cutinase"-Enzym wird ab 65°C thermisch zersetzt, während die Zersetzung von PET Temperaturen von 72°C oder höher erfordern, da PET erst ab diesen Tempraturen zu schmelzen beginnt. Geschmolzenes PET ist ein wichtiger Prozessfaktor, da die Schmelze eine größere Oberfläche bietet, an der das Enzym arbeiten kann.
Forscher haben das natürlich vorkommende "leaf-branch compost cutinase"-Enzym genetisch verändert und die Aminosäuren an den Bindungsstellen ausgetauscht. Dies führte zu einem mutierten Enzym, das eine um das 10.000-fache erhöhte Aktivität beim Aufbrechen von PET-Bindungen (im Vergleich zum nativen LLC-Enzym) hat und eine deutlich verbesserte Hitzestabilität aufweist. Dies bedeutet, dass das neue mutierte Enzym bei 72°C, der Temperatur, bei der PET zu schmelzen beginnt, nicht zerstört wird.
Die ultraschall-gestützte Dispergierung und Oberflächenaktivierung fördert die enzymatisch- katalytische Reaktion. Spezifische Beschallungsparameter wie Ultraschallamplitude, Beschallungsdauer, Prozesstemperatur und -druck können exakt auf den Enzymtyp abgestimmt werden, um dessen katalytische Aktivität zu erhöhen. Die Ultraschallprozessparameter und ihre Auswirkungen auf Enzyme hängen vom spezifischen Enzymtyp, seiner Aminosäurezusammensetzung und der Struktur ab. Dadurch hat jeder Enzymtyp spezifische optimale Prozessbedingungen, unter denen eine optimale Enzymaktivierung erreicht wird.
- Erhöhter Stoffaustausch
- Erhöhte die Konversiosnrate
- Erhöhte katalytische Effizienz
- Exakt steuerbar, um die optimalen Prozessparameter des Enzyms zu treffen
- Risikofreies Testen
- Linear skalierbar
- kostengünstig
- Sicher und einfach zu bedienen
- Geringer Wartungsaufwand
- schneller ROI
- umweltfreundlich

Tank mit 8kW-Ultraschallgeräten (4x UIP2000hdT) und Rührwerk
Hochleistungs-Ultraschallprozessoren für enzymatische Reaktionen
Hielscher Ultrasonics verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb von Hochleistungs-Ultraschallgeräten für anspruchsvolle Anwendungen in Labor und Industrie. Unser Wissen und unsere Erfahrung in zahlreichen Ultraschallprozessen sind Teil des Leistungsumfanges, welchen wir unseren Kunden anbieten.
Wir begleiten unsere Kunden von der Erstberatung über die Machbarkeitsprüfung und Prozessoptimierung bis hin zur Installation und dem Betrieb Ihres eigenen Ultraschallsystems.
Mit unseren präzise steuerbaren Ultraschallgeräten lassen sich Enzymaktivität, Kinetik, thermodynamische Eigenschaften sowie die Verarbeitungstemperatur exakt regeln.
Unser Portfolio an leistungsstarken und zuverlässigen Ultraschallprozessoren deckt die gesamte Bandbreite vom kompakten tragbaren Labor-Handgerät bis hin zu Benchtop- und vollindustriellen Prozessoren ab. Ab 200 Watt aufwärts sind alle Ultraschallgeräte mit einem digitalen Touch-Display, intelligenter Software, Browser-Fernsteuerung und automatischer Datenprotokollierung auf einer integrierten SD-Karte ausgestattet. Der individuell einstellbare Beschallungszyklus-Modus (Pulsmodus) ermöglicht die Einstellung und Kontrolle der Enzymexposition (Beschallung und Pausenzeiten) bei der Ultraschallbehandlung. Die Robustheit der Hielscher-Ultraschallgeräte ermöglicht einen 24/7-Betrieb bei hoher Beanspruchung und in anspruchsvollen Umgebungen.
In der folgenden Tabelle finden Sie die ungefähre Verarbeitungskapazität unserer Ultraschallsysteme:
Batch-Volumen | Durchfluss | Empfohlenes Ultraschallgerät |
---|---|---|
1 bis 500ml | 10 bis 200ml/min | UP100H |
10 bis 2000ml | 20 bis 400ml/min | UP200Ht, UP400St |
0.1 bis 20l | 0,2 bis 4l/min | UIP2000hdT |
10 bis 100l | 2 bis 10l/min | UIP4000hdT |
n.a. | 10 bis 100l/min | UIP16000 |
n.a. | größere | Cluster aus UIP16000 |
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Leistungsstarke Ultraschall-Homogenisatoren von Labor bis Pilot- und industrielle Maßstab.
Literatur / Literaturhinweise
- V. Tournier, C. M. Topham, A. Gilles, B. David, C. Folgoas, E. Moya-Leclair, E. Kamionka, M.-L. Desrousseaux, H. Texier, S. Gavalda, M. Cot, E. Guémard, M. Dalibey, J. Nomme, G. Cioci, S. Barbe, M. Chateau, I. André, S. Duquesne, A. Marty (2020): An engineered PET depolymerase to break down and recycle plastic bottles. Nature 580(7802): 216-219.
- Efstratios Nikolaivits, Maria Kanelli, Maria Dimarogona, Evangelos Topakas (2018): A Middle-Aged Enzyme Still in Its Prime: Recent Advances in the Field of Cutinases. Catalysts 2018, 8, 612.
- Pellis, A.; Gamerith, C.; Ghazaryan, G.; Ortner, A.; Herrero Acero, E.; Guebitz, G.M. (2016): Ultrasound-enhanced enzymatic hydrolysis of poly(ethylene terephthalate). Bioresour. Technol. 218, 2016. 1298–1302.
- Meliza Lindsay Rojas; Júlia Hellmeister Trevilin; Pedro Esteves Duarte Augusto (2016): The ultrasound technology for modifying enzyme activity. Scientia Agropecuaria 7 /2, 2016. 145–150.
- Shamraja S. Nadar; Virendra K. Rathod (2017): Ultrasound assisted intensification of enzyme activity and its properties: a mini-review. World J Microbiol Biotechnol 2017, 33:170.
Wissenswertes
Akustische Kavitationskräfte
Niederfrequenter, hochintensiver Ultraschall (ca. 20 – 50kHz) erzeugt akustische/Ultraschall-Kavitation, welche physikalische, mechanische und chemische Effekte hervorruft. Die Effekte der akustischen Kavitation können in Form von der Entstehung, dem Wachstum und der anschließenden heftigen Implosion winziger Vakuumblasen beobachtet werden, welche durch Druckschwankungen der in eine Flüssigkeit eingekoppelten Ultraschallwellen entstehen. Bei der Implosion von Kavitationsblasen entstehen so genannte Hot Spots, welche auf kleinsten Raum und kurze Dauer begrenzt sind. Diese lokal auftretenden Hot Spots zeichnen sich durch eine intensive Erhitzung von mindestens 5000 K, Drücke bis zu 1200 bar sowie hohe Temperatur- und Druckunterschiede aus, welche innerhalb von Millisekunden auftreten. Tröpfchen und Partikel der Flüssigkeit werden zu Flüssigkeitsstrahlen mit Geschwindigkeiten von bis zu 208 m/s beschleunigt.