Ultraschall-gestützter Aufschluss biotechnologischer Zellfabriken in der industriellen Produktion
Biotechnologisch veränderte Bakterienarten wie E. coli sowie gentechnisch veränderte Säugetier- und Pflanzenzelltypen werden in der Biotechnologie häufig zur Expression von Molekülen verwendet. Um diese synthetisierten Biomoleküle freizusetzen, ist eine zuverlässige Technik den Zellaufschluss erforderlich. Hochleistungs-Ultraschall ist eine bewährte Methode für den effizienten und zuverlässigen Zellaufschluss – und zudem leicht skalierbar auf große Durchsatzmengen. Hielscher Ultrasonics bietet Ihnen Hochleistungs-Ultraschallgeräte für die effiziente Zelllyse, um große Mengen hochwertiger Biomoleküle zu produzieren.
Extraktion von Molekülen aus Zellfabriken
Für die Herstellung zahlreicher Biomoleküle können verschiedene gentechnisch veränderte Mikroben und Pflanzenzellen als mikrobielle Zellfabriken verwendet werden, darunter Escherichia coli, Bacillus subtilis, Pseudomonas putida, Streptomyces, Corynebacterium glutamicum, Lactococcus lacti, Cyanobakterien, Saccharomyces cerevisiae, Pichia pastoris, Yarrowia lipolytica, Nicotiana benthamiana, Algen, und viele andere. Diese Zellfabriken können Proteine, Lipide, Biochemikalien, Polymere, Biokraftstoffe und Oleochemikalien produzieren, die z.B. als Lebensmittel oder Rohstoffe für industrielle Anwendungen genutzt werden. Zellen, die als Zellfabriken verwendet werden, werden in geschlossenen Bioreaktoren kultiviert, wo sie eine hohe Effizienz und Spezifität sowie einen geringen Energiebedarf erreichen können.
Um die Zielmoleküle aus den biotechnologisch hergestellten Zellkulturen zu isolieren, müssen die Zellen aufgebrochen werden, um dadurch das intrazelluläre Material freizusetzen. Ultraschall-Zelldesintegratoren haben sich als äußerst zuverlässige und effiziente Technik für den Zellaufschluss und die Freisetzung von Substanzen bewährt.
Vorteile von Ultraschall-Zelldesintegratoren
Als nicht-thermische, milde und dennoch hocheffiziente Technologie werden Ultraschalldesintegratoren im Labor und in der Industrie eingesetzt, um Zellen zu lysieren und hochwertige Extrakte herzustellen, z.B. mittels Isolierung von Molekülen aus Zellfabriken.
- Hocheffizient
- Nicht thermisch, ideal für temperaturempfindliche Substanzen
- Zuverlässige, reproduzierbare Ergebnisse
- Präzise Prozesskontrolle
- Linear skalierbar auf höhere Durchsätze
- Verfügbar für industrielle Produktionskapazitäten
Leistungs-Ultraschall zur effizienten Lyse von mikrobiellen Zellfabriken
Mechanismus und Auswirkungen von Ultraschall-Zelldesintegratoren:
Beim Ultraschall-Zellaufschluss wird die Kraft der Ultraschallwellen genutzt. Der Ultraschall-Homogenisator/Desintegrator ist mit einer Sonde (auch Sonotrode genannt) aus einer Titanlegierung ausgestattet, welche mit einer hohen Frequenz von ca. 20 kHz schwingt. Das heißt, die Ultraschallsonotrode koppelt 20.000 Schwingungen pro Sekunde in die beschallte Flüssigkeit ein. Die in die Flüssigkeit eingekoppelten Ultraschallwellen sind durch abwechselnde Hoch- und Niederdruckzyklen gekennzeichnet. Während eines Niederdruckzyklus dehnt sich die Flüssigkeit aus und es entstehen winzige Vakuumbläschen. Diese sehr kleinen Bläschen wachsen über mehrere Wechseldruckzyklen, bis sie keine Energie mehr aufnehmen können. An diesem Punkt implodieren die Kavitationsblasen heftig und erzeugen lokal eine außergewöhnlich energiedichte Umgebung. Dieses Phänomen wird als akustische Kavitation bezeichnet und ist durch lokal sehr hohe Temperaturen, sehr hohe Drücke und Scherkräfte gekennzeichnet. Diese Scherkräfte brechen Zellwände auf und erhöhen den Stoffaustausch zwischen dem Zellinneren und dem umgebenden Lösungsmittel. Als rein mechanische Technik sind die mit Ultraschall erzeugten Scherkräfte weit verbreitet und das bevorzugte Verfahren für den Aufschluss von Bakterienzellen sowie für die Isolierung von Proteinen. Als einfache und schnelle Methode des Zellaufschlusses ist Ultraschall ideal für die Isolierung kleiner, mittlerer und großer Volumina. Die digitalen Ultraschallgeräte von Hielscher sind mit einem übersichtlichen Bedienmenü ausgestattet, das eine präzise Steuerung der Beschallungsparameter ermöglicht. Alle Beschallungsdaten werden automatisch auf einer eingebauten SD-Karte gespeichert und können einfach exportiert werden. Ausgefeilte Möglichkeiten der Wärmeabfuhr wie externe Kühlung, Beschallung im Pulsbetrieb etc. während des Ultraschall-Zellaufschlusses sorgen für die Einhaltung der idealen Prozesstemperatur und damit für die Unversehrtheit der extrahierten wärmeempfindlichen Substanzen.
Die Forschung unterstreicht die Stärken des Zellaufschlusses mittels Ultraschall
Prof. Chemat et al. (2017) fassen in ihrer Studie zusammen, dass "die ultraschall-gestützte Extraktion eine umweltfreundliche und wirtschaftlich tragfähige Alternative zu herkömmlichen Verfahren für Lebensmittel und Naturprodukte ist. Die Hauptvorteile sind die Verringerung der Extraktions- und Verarbeitungszeit, des Energie- und Lösungsmittelverbrauchs, der Betriebseinheiten sowie der CO2 Emissionen".
Gabig-Ciminska et al. (2014) verwendeten in ihrer Studie einen Hochdruckhomogenisator und einen Ultraschall-Zellaufschlussgerät für die Lyse von Sporen, um DNA freizusetzen. Das Forscherteam vergleicht beide Zellaufschlussmethoden und kommt zu dem Schluss, dass "der Ultraschall-Zellaufschluss für diesen Zweck hervorragende Vorteile hat. Die Ultraschallmethode ist relativ schnell und kann auch bei kleinen Probenmengen durchgeführt werden." (Gabig-Ciminska et al., 2014)
Biomoleküle aus Zellfabriken für die Lebensmittelproduktion
Mikrobielle Zellfabriken sind eine praktikable und effiziente Produktionsmethode, bei der mikrobielle Organismen eingesetzt werden, um durch metabolisches Bio-Engineering von mikrobiellen Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Pilzen usw. hohe Erträge an natürlich vorkommenden sowie nicht natürlich vorkommenden Stoffwechselprodukten zu erzielen. In der groß-skaligen Produktion von Enzymen werden z.B. Mikroorganismen wie Aspergillus oryzae, Pilzen und Bakterien genutzt. Diese im großen Maßstab synthetisierten Enzyme kommen u.a. in der Lebensmittel- und Getränkeherstellung sowie in der Landwirtschaft, der Bioenergie und der Haushaltspflege zum Einsatz.
Bestimmte Bakterien wie Acetobacter xylinum und Gluconacetobacter xylinus produzieren Zellulose während des Fermentationsprozesses. Dabei werden Nanofasern in einem Bottom-up-Prozess synthetisiert. Bakterielle Zellulose (auch als mikrobielle Cellulose bezeichnet) ist chemisch äquivalent zu pflanzlicher Zellulose, weist jedoch einen hohen Kristallinitätsgrad und eine hohe Reinheit (frei von Lignin, Hemizellulose, Pektin und anderen biogenen Bestandteilen) sowie eine einzigartige Struktur an Zellulose-Nanofasern auf, welche aus einem dreidimensionalen (3D) netzartigen Netzwerk bestehen. (vgl. Zhong, 2020) Im Vergleich zu pflanzlicher Zellulose ist bakterielle Zellulose nachhaltiger; zudem weist die bio-synthesisch produzierte Zellulose einen hohen Reinheitsgrad auf und erfordert daher keine komplexen Reinigungsschritte. Ultraschall und die Lösungsmittelextraktion mit NaOH oder SDS (Natriumdodecylsulfat) sind sehr effektiv für die Isolierung von bakterieller Zellulose aus Bakterienzellen.
Biomoleküle aus Zellfabriken für die Herstellung von Arzneimitteln und Impfstoffen
Eines der bekanntesten pharmazeutischen Produkte aus Zellfabriken ist Humaninsulin. Für die biotechnologische Insulinproduktion werden vor allem E. coli und Saccharomyces cerevisiae verwendet. Da bio-synthetisierte Moleküle in Nanogröße eine hohe Biokompatibilität aufweisen, sind biologische Nanopartikel wie z.B. nano-skaliges Ferritin für zahlreiche Biomanufacturing-Anwendungen von Vorteil. Darüber hinaus ist die Produktion in metabolisch veränderten Mikroben oft wesentlich effizienter in Bezug auf die erzielten Ausbeuten. So konnte beispielsweise die Produktion von Artemisinsäure, Resveratrol und Lycopin um das Zehn- bis Hundertfache gesteigert werden und ist bereits in der Industrie etabliert bzw. befindet sich im Entwicklungsstadium zur Produktion im industriellen Maßstab. (vgl. Liu et al.; Microb. Cell Fact. 2017)
So sind beispielsweise Biomoleküle auf Proteinbasis in Nanogröße mit selbstassemblierenden Eigenschaften wie Ferritin und virusähnliche Partikel für die Entwicklung von Impfstoffen besonders interessant, da sie sowohl die Größe als auch die Struktur von Krankheitserregern nachahmen und sich für die Oberflächenkonjugation von Antigenen eignen, um die Interaktion mit Immunzellen zu fördern. Solche Moleküle werden in so genannten Zellfabriken (z.B. manipulierten E. coli-Stämmen) exprimiert, welche dadurch ein bestimmtes Zielmolekül produzieren.
Protokoll für die Ultraschall-Lyse von E. coli BL21 zur Freisetzung von Ferritin
Ferritin ist ein Protein, dessen Hauptfunktion die Speicherung von Eisen ist. Ferritin zeigt vielversprechende Fähigkeiten als selbstorganisierender Nanopartikel in Impfstoffen, wo es als Impfstoffträger verwendet wird (z.B. SARS-Cov-2-Spike-Proteine). Die wissenschaftliche Forschung von Sun et. al. (2016) zeigen, dass rekombinantes Ferritin bei niedrigen NaCl-Konzentrationen (≤50 mmol/L) als lösliche Form aus Escherichia coli freigesetzt werden kann. Um Ferritin in E. coli BL21 zu exprimieren und das Ferritin freizusetzen, wurde das folgende Protokoll erfolgreich angewendet. Das rekombinante pET-28a/Ferritin-Plasmid wurde in die E. coli BL21 (DE3)-Linie transformiert. Die Ferritin E. coli BL21 (DE3) Zellen wurden in LB-Wachstumsmedien mit 0,5% Kanamycin bei 37°C kultiviert und bei einer OD600 von 0,6 mit 0,4% Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid für 3 Stunden bei 37°C induziert. Die fertige Kultur wurde dann durch Zentrifugation bei 8000g für 10 Minuten bei 4°C geerntet, und das Pellet wurde gesammelt. Anschließend wurde das Pellet in LB-Medium (1 % NaCl, 1 % Typone, 0,5 % Hefeextrakt)/Lysepuffer (20 mmol/L Tris, 50 mmol/L NaCl, 1 mmol/L EDTA, pH 7,6) und verschiedenen Konzentrationen von NaCl-Lösung (0, 50, 100, 170 und 300 mmol/L) resuspendiert. Für die Lyse von Bakterienzellen wurde die Beschallung im Pulsmodus durchgeführt: z. B. mit dem Ultraschallgerät UP400St bei 100 % Amplitude mit einem Beschallungszyklus von 5 Sekunden EIN, 10 Sekunden AUS, für 40 Zyklen) und dann bei 10 000 g für 15 Minuten bei 4°C zentrifugiert. Der Überstand und das Präzipitat wurden durch Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgel-Elektrophorese (SDS-PAGE) analysiert. Alle Natriumdodecylsulfat-gefärbten Gele wurden mit einem hochauflösenden Scanner gescannt. Die Gelbilder wurden mit der Software Magic Chemi 1D analysiert. Für optimale Klarheit wurden die Proteinbanden durch Anpassung der Parameter erkannt. Die Daten für die Banden wurden aus technischen Triplikaten gewonnen. (vgl. Sun et al., 2016)
Ultraschall-Zelldisruptoren für die industrielle Lyse von Zellfabriken
Der Zellaufschluss und Extraktion mittels Ultraschall ist eine zuverlässige und bequeme Methode zur Freisetzung von Stoffwechselprodukten aus Zellfabriken, wodurch eine effiziente Produktion von Zielmolekülen ermöglicht wird. Ultraschall-Zelldesintegratoren sind vom Labormaßstab bis zur Industriegröße erhältlich, und alle Ultraschallprozesse können vollständig linear skaliert werden.
Hielscher Ultrasonics ist Ihr kompetenter Partner für Hochleistungs-Ultraschalldesintegratoren und verfügt über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Implantation von Ultraschallsystemen im Labor- und Industriebereich.
Die Zellaufschluss-Systeme von Hielscher Ultrasonics erfüllen in puncto ausgefeilter Hard- und Software alle Anforderungen für optimale Prozesskontrolle, einfache Bedienung und Benutzerfreundlichkeit. Kunden und Anwender von Hielscher Ultraschallgeräten schätzen den Vorteil, dass Hielscher Ultraschall-Zelldesintegratoren und -extraktoren eine präzise Prozessüberwachung und Steuerung – über ein digitales Touch-Display und Browser-Fernsteuerung erlauben. Alle wichtigen Beschallungsdaten (z.B. Nettoenergie, Gesamtenergie, Amplitude, Dauer, Temperatur, Druck) werden automatisch als CSV-Datei auf einer integrierten SD-Karte gespeichert. Dies vereinfacht es, reproduzierbare und wiederholbare Ergebnisse zu erhalten und erleichtert die Prozessstandardisierung sowie die Erfüllung der Good Manufacturing Practices (cGMP).
Selbstverständlich sind die Hielscher Ultraschallprozessoren für den 24/7-Betrieb unter Volllast ausgelegt und können daher zuverlässig in der industriellen Produktion betrieben werden. Durch die hohe Robustheit und den geringen Wartungsaufwand sind die Ausfallzeiten der Ultraschallgeräte sehr gering. CIP- (clean-in-place) und SIP- (sterilize-in-place) Funktionen minimieren die aufwändige Reinigung, zumal alle Nassteile glatte Metalloberflächen aufweisen (keine versteckten Öffnungen oder Düsen).
In der folgenden Tabelle finden Sie die ungefähre Verarbeitungskapazität unserer Ultraschallhomogenisatoren:
Batch-Volumen | Durchfluss | Empfohlenes Ultraschallgerät |
---|---|---|
1 bis 500ml | 10 bis 200ml/min | UP100H |
10 bis 2000ml | 20 bis 400ml/min | UP200Ht, UP400St |
0.1 bis 20l | 0,2 bis 4l/min | UIP2000hdT |
10 bis 100l | 2 bis 10l/min | UIP4000hdT |
n.a. | 10 bis 100l/min | UIP16000 |
n.a. | größere | Cluster aus UIP16000 |
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Literatur / Literaturhinweise
- Sun, W., Jiao, C., Xiao, Y., Wang, L., Yu, C., Liu, J., Yu, Y., Wang, L. (2016):Salt-Dependent Aggregation and Assembly of E Coli-Expressed Ferritin. Dose-Response, March 2016.
- Rodrigues, M.Q.; Alves, P.M.; Roldão, A. (2021): Functionalizing Ferritin Nanoparticles for Vaccine Development. Pharmaceutics 2021, 13, 1621.
- Farid Chemat, Natacha Rombaut, Anne-Gaëlle Sicaire, Alice Meullemiestre, Anne-Sylvie Fabiano-Tixier, Maryline Abert-Vian (2017): Ultrasound assisted extraction of food and natural products. Mechanisms, techniques, combinations, protocols and applications. A review. Ultrasonics Sonochemistry, Volume 34, 2017. 540-560.
- Villaverde, Antonio (2010): Nanotechnology, bionanotechnology and microbial cell factories. Microbial Cell Factories 2010 9:53.
Wissenswertes
Sono-Bioreaktoren
Ultraschall wird einerseits zum Aufbrechen von Zellen verwendet, um intrazelluläre Moleküle freizusetzen, andererseits kann die Beschallung mit milderen Amplituden und / oder als pulsierende Ultraschallimpulsen die metabolische Produktivität von mikrobiellen, pflanzlichen und tierischen Zellen in Bioreaktoren erheblich steigern und damit biotechnologische Prozesse ankurbeln. Ultraschallsonotroden können einfach in Bioreaktoren (so genannte Sono-Bioreaktoren) integriert werden, um die Effizienz von lebenden Biokatalysatoren zu steigern. Hielscher Ultraschallgeräte ermöglichen präzise kontrollierte Ultraschallbedingungen, die optimal auf eine hohe katalytische Umsetzung von lebenden Zellen abgestimmt werden können. Erfahren Sie mehr über Hielscher Ultraschallsonotroden für Sonobioreaktoren und die Effekte der ultraschall-gestützten Biokatalyse!
Zellfabriken und die Synthese von Stoffwechselprodukten
Verschiedene Mikroorganismen können ähnliche Stoffwechselprodukte synthetisieren, z.B. wurden für die Herstellung von Aminosäuren erfolgreich Corynebacterium, Brevibacterium und Escherichia coli verwendet; Vitamine wurden mit Propionibacterium und Pseudomonas synthetisiert; organische Säuren werden von Aspergillus, Lactobacillus und Rhizopus gewonnen, während Enzyme von Aspergillus und Bacillus hergestellt werden können; Antibiotika können von Streptomyces und Penicillium produziert werden, während für die Produktion von Biotensiden häufig Pseudomonas, Bacillus und Lactobacillus als Zellfabriken verwendet werden.
E. Coli als mikrobielle Zellfabriken
Das Bakterium E. coli und seine zahlreichen Stämme sind in der Molekularbiologie weit verbreitet und wurden zu einem der ersten effizienten Zellmodelle, die als mikrobielle Zellfabriken für die Herstellung von rekombinanten Proteinen, Biokraftstoffen und verschiedenen anderen Chemikalien verwendet werden. E. coli verfügt über eine natürliche Fähigkeit zur Herstellung verschiedener Verbindungen, die durch Bioengineering und genetische Veränderungen verbessert wurde. So wurde beispielsweise durch den Transfer heterologer Enzyme die Fähigkeit von E. coli, zahlreiche Produkte zu produzieren, verändert, um neue Biosynthesewege zu entwickeln.
(Antonio Valle, Jorge Bolívar: Chapter 8 – Escherichia coli, the workhorse cell factory for the production of chemicals. In: Editor(s): Vijai Singh, Microbial Cell Factories Engineering for Production of Biomolecules, Academic Press, 2021. 115-137.)
Streptomyceten als mikrobielle Zellfabriken
Streptomyces ist die größte Gruppe der Actinomyceten; Streptomyces-Arten sind in aquatischen und terrestrischen Ökosystemen weit verbreitet. Die Mitglieder der Gattung Streptomyces sind aufgrund ihrer Fähigkeit, eine enorme Anzahl von Biomolekülen und bioaktiven Sekundärmetaboliten zu produzieren, von kommerziellem Interesse. Sie produzieren klinisch nützliche Antibiotika wie Tetracycline, Aminoglycoside, Makrolide, Chloramphenicol und Rifamycine. Neben Antibiotika produzieren Streptomyces auch andere sehr wertvolle pharmazeutische Produkte, darunter krebshemmende, immunstimulierende, immunsuppressive, antioxidative Mittel, Insektizide und Antiparasitika, die in der Medizin und der Landwirtschaft breite Anwendung finden.
Streptomyces-Arten produzieren eine Reihe von Enzymen, die medizinisch wichtig sind, darunter L-Asparaginase, Uricase und Cholesterinoxidase. Viele Actinomyceten können industriell wichtige Enzyme wie Cellulasen, Chitinasen, Chitosanasen, α-Amylasen, Proteasen und Lipasen produzieren. Viele Actinomyceten können verschiedene Pigmente produzieren, die möglicherweise eine gute Alternative zu synthetischen Farben darstellen. Streptomyces-Arten sind in der Lage, oberflächenaktive Biomoleküle wie Bioemulgatoren und Biotenside zu produzieren. Das Antidiabetikum Acarbose wurde von Streptomyces-Stämmen durch mikrobielle Fermentation hergestellt. Streptomyces-Arten haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, Cholesterinsyntheseinhibitoren wie Pravastatin zu synthetisieren. Seit kurzem können Streptomyces-Arten als umweltfreundliche "Nanofabriken" für die Synthese von Nanopartikeln verwendet werden. Einige Streptomyces-Arten sind vielversprechend für die Produktion von Vitamin B12.
(Noura El-Ahmady El-Naggar: Chapter 11 – Streptomyces-based cell factories for production of biomolecules and bioactive metabolites, In: Editor(s): Vijai Singh, Microbial Cell Factories Engineering for Production of Biomolecules, Academic Press, 2021. 183-234.)